Kann ich mein Jameda-Profil löschen lassen?

Eine neue Patientin erzählt im Erstgespräch, dass sie Sie auf Jameda gefunden hat. Einige Tage später treffen Sie auf eine Ein-Sterne-Bewertung, die Sie dort gar nicht erwartet hätten. Vielleicht überlegen Sie jetzt zum wiederholten Mal, ob es nicht das Einfachste wäre, den Eintrag bei Jameda ganz verschwinden zu lassen. Die Vorstellung wirkt verlockend, denn ohne Profil gäbe es keine öffentlichen Noten und keine riskanten Kommentare. Doch wie realistisch ist das in der Praxis? Der folgende Beitrag beleuchtet die Rechtslage, fasst die aktuelle höchstrichterliche Rechtsprechung zusammen und zeigt auf, welche Schritte machbar sind und welche Hoffnungen eher enttäuscht werden. Kann ich mein Jameda-Profil löschen lassen?

Rechtslage Jameda-Profil löschen: kein pauschaler Löschanspruch

Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigen sich Gerichte mit der Frage, ob Heilberufler es dulden müssen, ungefragt auf Arztbewertungsportalen geführt zu werden. Der Bundesgerichtshof hat schon 2014 entschieden, dass das Informationsinteresse der Öffentlichkeit und die Meinungsfreiheit der Patientinnen regelmäßig schwerer wiegen als der Wunsch der Ärztin oder Therapeutin, gar nicht im Netz aufzutauchen. Diese Linie hat das Gericht seitdem bestätigt. Ein allgemeiner Anspruch auf vollständige Löschung eines Profils existiert daher nicht. Wer im Gesundheitswesen praktiziert, muss grundsätzlich akzeptieren, dass Grund- und Basisdaten wie Name, Fachrichtung, Praxisanschrift sowie Bewertungen veröffentlicht werden dürfen.

Die viel zitierte Ausnahme von 2018

Dennoch gab es einen spektakulären Erfolg vor dem BGH: Eine Dermatologin klagte auf Löschung, weil Jameda auf ihrem kostenlosen Profil Werbung für zahlende Konkurrenten eingeblendet hatte. Die Richter sahen darin einen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot. Das Portal durfte sich nicht zugleich als objektiver Informationsmittler präsentieren und die Sichtbarkeit Wettbewerbern verkaufen. Die Folge: Das Profil verschwand. Jameda reagierte prompt, stellte die beanstandeten Werbeformen ab und änderte das Design der Basisprofile.

Aktueller Stand nach den Urteilen von 2021 – Jameda-Profil löschen

Zwei Zahnärzte versuchten 2021 erneut, ihre Profile löschen zu lassen. Sie verwiesen auf verbleibende Vorteile für Premium-Kunden und rügten Datenschutzverstöße. In der Revision bekräftigte der BGH jedoch, dass die Plattform nach den Umgestaltungen ihre neutrale Rolle wahrt. Vier kleinere Designelemente musste Jameda zwar anpassen, doch ein Löschungsanspruch bestand nicht. Datenschutzrechtlich stützte sich der Senat auf das „berechtigte Interesse“ an einer geordneten Arztsuche. Damit ist klar: Solange Jameda keine neue Ungleichbehandlung einführt oder irreführende Werbung schaltet, bleibt der Lösch-Hebel praktisch außer Reichweite.

Besonderheiten bei Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

Therapeutinnen weisen zu Recht darauf hin, dass ihr Berufsbild ein außergewöhnliches Vertrauensverhältnis verlangt. Eine offene Online-Bewertung kann den therapeutischen Prozess belasten, weil sich der Behandler kaum verteidigen darf, ohne die Schweigepflicht zu verletzen. Trotz dieses Dilemmas sehen die Gerichte bislang keinen Anlass für ein Sonderrecht. Psychotherapeutinnen werden ausdrücklich in dieselbe Kategorie eingeordnet wie Ärztinnen anderer Fachrichtungen.

Warum eine Deaktivierung der Bewertungsfunktion nicht greift

Eine Zwischenlösung könnte darin bestehen, die Noten- und Kommentarfunktion zu stoppen, das Profil selbst aber stehenzulassen. Diese Option sieht Jameda jedoch nicht vor. Entweder Profil und Bewertung gemeinsam oder gar nichts, lautet das Konzept. Da ein vollständiger Lösch-Anspruch fehlt, bleibt die Bewertungsmöglichkeit also aktiv, sobald ein Basisprofil vorhanden ist.

Chancen über den Umweg Datenschutz? Jameda-Profil löschen

Mancher versucht, sich auf Artikel 17 DSGVO (Recht auf Vergessenwerden) oder auf einen Widerruf der Einwilligung zu berufen. Beides greift hier kaum, weil für das Listing keine Einwilligung erforderlich ist und weil die Gerichte das Informationsinteresse der Suchenden als vorrangig ansehen. Nur sachlich falsche Angaben wie ein falscher Titel oder eine veraltete Fachrichtung lassen sich berichtigen oder entfernen. Das gesamte Profil bleibt erhalten.

Ein Blick über den Tellerrand – Jameda-Profil löschen

Andere Portale zeigen sich kulanter. Plattformen wie Sanego oder Ärzte.de löschen Profile auf Anfrage oder schalten Bewertungen aus, wenn eine plausible berufsethische Begründung vorliegt. Solche Zugeständnisse beruhen jedoch auf freiwilliger Entscheidung des Betreibers und lassen sich nicht gerichtlich erzwingen. Dort, wo die Betreiber kooperieren, lohnt ein freundliches, gut begründetes Anschreiben. Wer diese Chance nutzt, reduziert zumindest die Zahl der öffentlichen Bewertungsplätze.

Was bleibt realistisch?

Nach der heutigen Rechtslage führt der Weg zur kompletten Löschung bei Jameda nur über einen erneuten Verstoß des Portals gegen die Neutralität oder gegen Persönlichkeitsrechte. Einen derartigen Verstoß muss man konkret darlegen und notfalls beweisen. Die Plattform reagiert sensibel auf Gerichtsurteile und passt ihre Präsentation regelmäßig an. Deshalb sind die Erfolgsaussichten für einen Lösch-Antrag aktuell gering. Ein aufwendiges Verfahren kann in vielen Fällen nur Enttäuschung bringen.

Pragmatisches Vorgehen: Monitoring und Löschung einzelner Einträge

Statt sich auf die Radikallösung zu konzentrieren, ist es sinnvoller, das bestehende Profil im Blick zu behalten. Rechtswidrige Kommentare lassen sich sehr wohl entfernen. Sobald eine Bewertung falsche Tatsachen behauptet, reine Schmähkritik enthält oder ohne echten Behandlungskontakt abgegeben wurde, muss Jameda tätig werden. Das Portal ist verpflichtet, die beanstandete Bewertung sofort offline zu nehmen und einen Nachweis vom Verfasser anzufordern. Bleibt der Nachweis aus oder erweist sich der Vorwurf als unhaltbar, wird der Eintrag endgültig gelöscht. Dieser Weg hat in der Praxis gute Erfolgschancen, weil er auf klaren rechtlichen Vorgaben beruht.

Positive Signale setzen

Es klingt widersprüchlich, doch wer mit seinem Profil offen umgeht, kann die öffentliche Wahrnehmung aktiv mitgestalten. Sachlich korrekte Angaben, ein aktuelles Foto und gelegentlich eine freundliche Antwort auf konstruktive Kritik signalisieren Professionalität. Viele Therapeutinnen bitten zufriedene Klientinnen und Klienten diskret um eine faire Rückmeldung. Schon wenige ausgewogene Fünf-Sterne-Beiträge relativieren eine einzelne negative Note.

Fazit Kann ich mein Jameda-Profil löschen lassen?

Die Frage „Kann ich mein Jameda-Profil löschen lassen?“ lässt sich nüchtern beantworten: Im Normalfall nein. Die Gerichte sehen in der Präsenz auf Arztbewertungsportalen einen legitimen Beitrag zur freien Information der Öffentlichkeit. Ein Anspruch auf Abschaltung besteht nur bei klaren Verstößen gegen Neutralität oder Persönlichkeitsrechte, und diese liegen derzeit nicht vor. Wer gleichwohl den digitalen Fußabdruck so klein wie möglich halten möchte, sollte sich auf Portale konzentrieren, die freiwillig kooperieren, und bei Jameda gezielt gegen einzelne unzulässige Bewertungen vorgehen. So bleibt die eigene Reputation geschützt, ohne sich in ein langwieriges Verfahren mit fraglichem Ausgang zu verstricken.

Wenn Sie Unterstützung beim Monitoring, bei der Beanstandung konkreter Bewertungen oder bei der Kommunikation mit Bewertungsportalen wünschen, stehe ich Ihnen gern zur Seite. Gemeinsam entwickeln wir eine maßgeschneiderte Strategie, damit Ihr guter Ruf sich online so präsentiert, wie Sie es verdienen.

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