Fake-Bewertungen bei Trustpilot – Wenn Versprechen und Wirklichkeit auseinanderfallen

Bewertungsplattformen sind in der heutigen Wirtschaftswelt zu einer mächtigen Instanz avanciert. Sie beeinflussen Kaufentscheidungen, prägen das Image eines Unternehmens und sind damit eine der zentralen Stellschrauben, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg eines Betriebs geht. Doch wie authentisch sind diese Bewertungen tatsächlich? Aktuell steht ausgerechnet einer der größten Player im Fokus der Kritik: Trustpilot. Die Wettbewerbszentrale wirft der Plattform irreführende Aussagen bezüglich der Echtheit ihrer Bewertungen vor – und droht mit rechtlichen Schritten.

Der Beginn eines handfesten Streits: Von angeblich „echten Bewertungen“ und der Realität im Netz

Trustpilot wirbt auf seiner Website und im Marketing mit starken Slogans: „Echte Bewertungen von echten Menschen“ und „Echte Bewertungen machen einen echten Unterschied“. Solche Aussagen sind für viele Unternehmen und Verbraucher der entscheidende Grund, Vertrauen in die Plattform und ihre Urteile zu setzen. Wer schließlich auf Trustpilot eine Bewertung liest, rechnet mit aufrichtigen Meinungen realer Kunden – und fällt unter Umständen eine geschäftliche Entscheidung genau auf Basis dieser Eindrücke.

Doch ein Bericht, den die Wettbewerbszentrale in Zusammenarbeit mit dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL veröffentlichte, legt nun nahe, dass hinter diesem Qualitätsversprechen Zweifel angebracht sind. Die Anschuldigungen wiegen schwer: Trustpilot, so die Wettbewerbszentrale, erfüllt den eigenen Anspruch an Authentizität und Echtheit von Bewertungen bei weitem nicht – und das könne erhebliche Konsequenzen für Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen haben.

86 gefälschte Bewertungen – und ein aufschlussreicher Test

Im Kern stehen die Ergebnisse eines Tests, den die Wettbewerbszentrale über mehrere Monate hinweg durchgeführt hat. Zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 wurden auf der Trustpilot-Plattform insgesamt 86 absichtlich gefälschte Bewertungen eingereicht. Dabei handelte es sich durchweg um erfundene Identitäten und fiktive Inhalte – mit dem Ziel, die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit der Prüfmechanismen von Trustpilot auf die Probe zu stellen.

Das Ergebnis ist alarmierend. Von den 86 eingereichten Fake-Bewertungen wurden 31 tatsächlich auf der Plattform veröffentlicht. Weitere 55 wurden zwar erkannt und gelöscht. Doch bereits die hohe Zahl der veröffentlichten Manipulationen spricht Bände. Besonders brisant: Laut Wettbewerbszentrale wurden überproportional viele positive Bewertungen entfernt, was zu einer gefährlichen Verzerrung der Gesamtbewertung führen kann. Für Unternehmen, deren Ruf im Netz maßgeblich von solchen Plattformen bestimmt wird, bedeutet das unter Umständen einen messbaren Wettbewerbsnachteil.

Prüfsystem in der Kritik: Ist die Echtheit wirklich gewährleistet?

Die zentrale Frage, die sich aus dem Experiment ergibt, lautet: Hat Trustpilot angemessene und verhältnismäßige Maßnahmen entwickelt, um die versprochene Echtheit und Authentizität der User-Bewertungen sicherzustellen? Die Wettbewerbszentrale gibt darauf eine klare Antwort – nämlich ein entschiedenes Nein. Zwar beschreibe Trustpilot in eigenen Transparenzberichten detailliert seine Systeme zur Betrugserkennung und betone, dass hervorragende Algorithmen im Einsatz seien: Doch die Praxis spreche leider eine andere Sprache.

Im Transparenzbericht 2024 führt Trustpilot beispielsweise an, dank neuer Technologien inzwischen 82 Prozent gefälschter Bewertungen automatisch, und weitere 18 Prozent manuell durch interne Spezialisten erkannt und gelöscht zu haben. Die Wettbewerbszentrale sieht in diesen Zahlen allerdings ein Problem: Mathematisch betrachtet entspricht das einer angeblichen Entfernungsquote von 100 Prozent – ein Anspruch, der nicht mit den Testresultaten in Einklang zu bringen ist. Mit dieser Darstellung, so der Vorwurf, werden Nutzer und Unternehmen in die Irre geführt.

Rechtliche Dimension: Verstoß gegen das UWG möglich

Für Unternehmen, die besonders auf ihren Internet-Ruf angewiesen sind, hat die aktuelle Entwicklung weitreichende Bedeutung. Die Wettbewerbszentrale sieht einen möglichen Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Nach § 5 UWG ist es nämlich verboten, durch irreführende Angaben ein Bild von Waren, Dienstleistungen oder eben auch Bewertungsplattformen zu vermitteln, das nicht der Realität entspricht. Wenn beispielsweise Nutzer, die auf Trustpilot handeln oder ihr Unternehmen bewerten lassen, davon ausgehen, dass wirklich ausschließlich „echte Bewertungen von echten Menschen“ veröffentlicht werden, handelt es sich bei nachweisbaren manipulierten Posts um eine Irreführung mit potentiell gravierenden Folgen.

Das aktuelle Schreiben der Wettbewerbszentrale an Trustpilot ist entsprechend deutlich. Die Plattform führe ihren eigenen Werbeversprechen zufolge ein Null-Toleranz-Prinzip ein, dem sie nachweislich nicht gerecht wird. Sollte Trustpilot dieser Kritik nicht zeitnah nachkommen und Abhilfe schaffen, stehe eine formale Abmahnung im Raum – und damit im Zweifel auch eine gerichtliche Überprüfung der Geschäftspraktiken.

Die Reaktion von Trustpilot – und die anhaltende Diskussion um Transparenz

Trustpilot selbst hat auf die Vorwürfe prompt reagiert. Das Unternehmen betont, man nehme die Kritik „sehr ernst“ und arbeite in „vollem Umfang“ mit der Wettbewerbszentrale zusammen. Details könne oder wolle man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben, doch verweise man auf eine langjährige Praxis und große Erfahrung im Umgang mit manipulierten Bewertungen. In puncto Prozesse, Regeln und Richtlinien sei man, so Trustpilot, stets transparent.

Diese Aussage allein reicht allerdings nicht aus, um Skepsis und Kritik aus der Welt zu schaffen. Denn immer wieder werden Bewertungsplattformen für ihre undurchsichtigen Algorithmen kritisiert. Für Unternehmen, die Opfer von Fake-Bewertungen werden, gestaltet sich der Meldeprozess zudem häufig als langwierig, technisch kompliziert und letztlich wenig wirkungsvoll. Gerade hier verlangen Unternehmen und auch Juristen, die auf Reputationsmanagement spezialisiert sind, Lösungen, die zeitnah und rechtssicher greifen.

Bewertungssysteme: Segen und Fluch zugleich

Die aktuellen Diskussionen machen erneut deutlich: Online-Bewertungen sind heute elementarer Bestandteil unternehmerischer Erfolgsgeschichten – oder eben Misserfolge. Positive Rezensionen können das Kaufverhalten von Kunden direkt beeinflussen und sind oft Ankerpunkt für Vertrauen und Markenbindung. Negative Kommentare hingegen können den Ruf erheblich schädigen und zu Umsatzeinbußen führen.

Doch gerade weil die Wirkung von Bewertungsplattformen derart stark ist, sind diese auch ein attraktives Ziel für Manipulationen. Unternehmen, die zu Unrecht mit negativen Fake-Bewertungen belegt werden, stehen vor einer echten Herausforderung. Ebenso gibt es Fälle, in denen sich Mitbewerber mittels gekaufter oder gefälschter Bewertungen einen unfairen Vorteil verschaffen wollen. In beiden Fällen drohen wirtschaftlicher Schaden, der Verlust wertvoller Kunden und – nicht zuletzt – eine nachhaltige Schwächung des eigenen Rufs.

Die Rolle der Wettbewerbszentrale – Wächter für Fairness im digitalen Raum

Die Reaktion der Wettbewerbszentrale auf die Vorfälle bei Trustpilot zeigt, wie wichtig eine funktionierende Selbstkontrolle im Bereich der digitalen Wirtschaft ist. Als unabhängige Instanz setzt sich die Wettbewerbszentrale seit Jahren für Transparenz und Fairness am Markt ein. Sie beobachtet nicht nur, sondern geht bei Hinweisen auf unlautere Praktiken auch aktiv dagegen vor – sei es durch Abmahnungen, Aufklärung oder Klagen vor Gericht.

Für Unternehmen, Selbstständige oder Ärzte, die Opfer von irreführenden Online-Bewertungen werden, bedeutet dies: Sie sind nicht schutzlos gestellt. Titel und Bewertungen auf Portalen wie Trustpilot, Google, Jameda oder Trustpilot lassen sich rechtlich überprüfen – und im Zweifelsfall gibt es wirksame Werkzeuge, um gegen Verleumdung, Falschbehauptungen oder Wettbewerbsverzerrung vorzugehen.

Was können Unternehmen und Betroffene tun?

Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie sich Unternehmen und Betroffene am besten schützen können. Bewusst gefälschte Bewertungen – ganz gleich, ob für das eigene Unternehme oder gegen Wettbewerber platziert – müssen nicht schicksalhaft hingenommen werden.

Ein zentraler Schritt liegt in der Überwachung des eigenen Profils auf relevanten Bewertungsplattformen. Fällt eine Bewertung auf, die offensichtlich sachlich falsch oder inhaltlich erfunden ist, sollte umgehend der Versuch unternommen werden, diese durch die Plattform löschen zu lassen. Das Meldeverfahren unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter – häufig müssen Nachweise über die Falschheit der Bewertung oder sogar rechtliche Argumentationen vorgelegt werden. Es empfiehlt sich, alle Bemühungen und den gesamten Schriftverkehr zu dokumentieren. Sollte der Plattformbetreiber nicht reagieren, stehen juristische Schritte zur Verfügung.

In solchen Fällen ist eine rechtlich fundierte Unterstützung entscheidend. Die Erfahrung zeigt, dass viele Plattformen auf professionelle Schreiben von Anwälten oder direkte Hinweise auf aktuelles Wettbewerbsrecht schneller und verlässlicher reagieren als auf Standardmeldungen von Nutzern. Zudem können erfahrene Experten für IT-Recht und Reputationsmanagement eine Strategie entwickeln, wie sich das eigene Unternehmen konsequent gegen manipulierte Bewertungen schützt und den guten Ruf im Internet wahrt.

Manipulierte Bewertungen – ein Risiko für die gesamte digitale Wirtschaft

Was bleibt, ist eine offene Diskussion über den tatsächlichen Wert und die Verlässlichkeit von Online-Bewertungen. Der aktuelle Fall Trustpilot ist keineswegs ein Einzelfall. Fast jede größere Plattform steht regelmäßig vor der Herausforderung, gefälschte Kommentare und Rezensionen aufzuspüren und zu entfernen. Der technologische Wettlauf zwischen immer raffinierter agierenden Betrügern und den Sicherheitsmechanismen der Plattformen ist noch lange nicht entschieden.

Für Unternehmen aller Branchen bedeutet das: Es ist unerlässlich, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen, eigene Präventionsmaßnahmen zu ergreifen und bei Problemen schnell und konsequent zu reagieren. Wer seinen guten Ruf im Internet nachhaltig schützen möchte, braucht eine klare Strategie sowie einen kompetenten Partner, der die Spielregeln im Netz kennt und rechtssicher anwendet.

Fazit: Anspruch und Wirklichkeit müssen übereinstimmen

Die Enthüllungen rund um die angeblich „echten Bewertungen“ bei Trustpilot zeigen, dass gerade im digitalen Zeitalter Transparenz und Ehrlichkeit zentrale Werte für erfolgreiche Unternehmenskommunikation sind. Bewertungsplattformen, die mit solchen Versprechen werben, tragen die Verantwortung, diese auch lückenlos einzuhalten. Ansonsten geraten sie in den Ruf, Verbrauchern wie auch Unternehmen Schaden zuzufügen – sei es durch Manipulation, Täuschung oder schlicht mangelhafte Kontrollmechanismen.

Für Unternehmen und Betroffene gilt daher: Online-Reputationsmanagement ist keine Frage des Zufalls, sondern das Ergebnis einer konsequenten, strategischen Herangehensweise. Wer sich auf Versprechen Dritter verlässt, sollte deren Einhaltung mit eigenen Maßnahmen und einer Portion gesunden Misstrauens kontrollieren. Im Zweifel ist professionelle juristische Unterstützung unerlässlich – um Rechte durchzusetzen und die Integrität des eigenen Unternehmens in der digitalen Welt zu verteidigen.

Weitere Informationen und individuelle Unterstützung

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