kununu und arbeitsrechtliche Verschwiegenheitsverpflichtungen – ein Widerspruch?

Als spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht berate ich täglich Unternehmen, die mit negativen Bewertungen auf Portalen wie kununu konfrontiert sind. Oftmals plaudern dabei frustrierte Ex-Mitarbeiter interne Details aus, zu deren Veröffentlichung sie arbeitsrechtlich gar nicht berechtigt wären – selbst nach Ende des Arbeitsverhältnisses. Doch kununu und andere Plattformen scheinen sich für diese Rechtsproblematik wenig zu interessieren. Schließlich zählt für sie jede Bewertung.

In diesem Beitrag zeige ich auf, wie wichtig kununu-Bewertungen für Unternehmen sind, inwieweit die arbeitsrechtliche Verschwiegenheitspflicht auch gegenüber Dritten wie kununu gilt und wie sich Arbeitgeber hier zur Wehr setzen können. Ich helfe Ihnen gerne weiter, wenn Betriebsinterna unzulässigerweise auf Onlineplattformen veröffentlicht wurden.

Wie wichtig sind kununu-Bewertungen für Unternehmen?

kununu-Bewertungen haben eine große Bedeutung für Unternehmen in mehrfacher Hinsicht:

  1. Employer Branding: Die Bewertungen geben Einblick in die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld. Positive Bewertungen stärken die Arbeitgebermarke und ziehen talentierte Bewerber an.
  2. Rekrutierung: Viele Jobsuchende informieren sich auf kununu über potenzielle Arbeitgeber. Negative Bewertungen schrecken Toptalente ab, positive erhöhen das Interesse an einer Stelle.
  3. Feedback und Verbesserungsansätze: Unternehmen erhalten durch die Bewertungen direktes Feedback von Mitarbeitern. Dies kann Verbesserungspotenzial in der Führung und Mitarbeiterzufriedenheit aufzeigen.
  4. Transparenz und Vertrauen: In Zeiten zunehmender Transparenz vermitteln die Bewertungen Offenheit und Ehrlichkeit. Dies stärkt das Vertrauen von Bewerbern und Mitarbeitern.
  5. Wettbewerbsvorteil: Besonders in hart umkämpften Branchen können gute Bewertungen einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern verschaffen.
  6. Online-Reputation: Die Bewertungen prägen das Online-Image des Unternehmens mit. Negative Bewertungen können dem Ruf schaden, positive ihn verbessern.
  7. Wahrnehmung durch Kunden: Auch wenn kununu primär als Arbeitgeberbewertungsportal dient, können die Bewertungen indirekt die Wahrnehmung von Kunden und Geschäftspartnern beeinflussen.

kununu-Bewertungen haben also einen signifikanten Einfluss darauf, wie ein Unternehmen als Arbeitgeber wahrgenommen wird. Sie liefern wertvolle Einblicke für Bewerber und können deren Entscheidung maßgeblich beeinflussen. Unternehmen sollten diese Bewertungen daher sehr ernst nehmen.

Gilt die arbeitsrechtliche Verschwiegenheitspflicht auch gegenüber Dritten wie kununu?

Grundsätzlich handelt es sich bei der Verschwiegenheitspflicht um eine vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Der Mitarbeiter verpflichtet sich dazu, interne Angelegenheiten, die er im Rahmen seiner Tätigkeit erfährt, weder während noch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses preiszugeben. Andernfalls drohen dem Unternehmen Wettbewerbsnachteile und Imageschäden.

Arbeitsrechtlich sind solche Verschwiegenheitsklauseln in der Regel zulässig, sofern sie nicht zu weit gefasst sind und den Arbeitnehmer unangemessen benachteiligen. Doch inwiefern kann eine solche Vereinbarung Wirkung gegenüber Dritten wie kununu entfalten? Muss die Plattform beachten, was Sie mit Ihren Mitarbeitern vertraglich geregelt haben?

Die klare Antwort lautet: Nein. Ihre Geheimhaltungsvereinbarung bindet ausschließlich den Arbeitnehmer Ihnen gegenüber. Sie können daraus keine direkten Ansprüche gegenüber kununu geltend machen. Die Plattform ist nicht verpflichtet, sich an Ihre vertraglichen Absprachen mit Mitarbeitern zu halten.

Geheimhaltungs- und Verschwiegenheitspflichten im Arbeitsrecht

Das Geschäftsgeheimnisgesetz (GeschGehG)

Seit 2019 schützt das Geschäftsgeheimnisgesetz (GeschGehG) Unternehmen vor der unrechtmäßigen Offenlegung ihrer Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. Ein Geschäftsgeheimnis ist nach dem GeschGehG eine Information, die geheim gehalten wird, von wirtschaftlichem Wert ist und Gegenstand angemessener Geheimhaltungsmaßnahmen durch den rechtmäßigen Inhaber ist.

Geheimhaltung im Bewerbungsprozess

Bereits während des Bewerbungsprozesses kommen Arbeitgeber mit vertraulichen Informationen in Kontakt, die sorgsam behandelt werden müssen. Diese Verpflichtung endet nicht mit dem Abschluss des Bewerbungsprozesses, sondern kann durch ausdrückliche Zustimmung des Bewerbers verlängert werden.

Betriebsratsmitglieder und Verschwiegenheitspflichten

Auch Betriebsratsmitglieder unterliegen strengen Geheimhaltungspflichten. Sie dürfen Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, die ihnen im Rahmen ihrer Tätigkeit bekannt geworden sind, nicht offenlegen. Dies gilt sowohl während ihrer Amtszeit als auch darüber hinaus.

Geschäftsführer und Verschwiegenheit

Auch Geschäftsführer sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ein Verstoß gegen die Geheimhaltungspflichten kann nach dem GmbHG strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Der Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen ist für Geschäftsführer daher von höchster Priorität.

Verschwiegenheitspflichten der Arbeitnehmer

Auch ohne eine gesonderte vertragliche Vereinbarung sind Arbeitnehmer gesetzlich verpflichtet, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse zu wahren. Ein Verstoß gegen diese Pflichten kann zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen, wie etwa Abmahnungen oder fristlosen Kündigungen.

Wie können sich Arbeitgeber gegen unzulässige Veröffentlichungen auf kununu wehren?

Auch wenn die Verschwiegenheitspflicht kununu nicht bindet, haben Sie als Arbeitgeber durchaus Möglichkeiten, gegen rufschädigende Bewertungen vorzugehen:

Direktes Vorgehen gegen den Mitarbeiter

Aufgrund der vertraglichen Vereinbarung haben Sie einen direkten Unterlassungs- und Schadensersatzanspruch gegen den Verfasser der Bewertung. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie wissen, wer die Bewertung geschrieben hat.

Noch ungeklärt ist, ob und wann kununu in einem solchen Fall die Daten des Bewerters herausgeben muss. Grundsätzlich besteht hierzu keine Verpflichtung. In besonderen Konstellationen kann eine Auskunftspflicht aber bestehen, wenn z.B. Straftaten begangen wurden oder Ihr Interesse das Datenschutzinteresse des Bewerters überwiegt.

Vorgehen gegen unwahre Tatsachenbehauptungen

In der Praxis enthalten negative kununu-Bewertungen häufig unwahre Tatsachenbehauptungen. Diese sind unabhängig von der Verschwiegenheitspflicht rechtswidrig und können daher sehr effektiv für einen Löschungsanspruch gegenüber kununu genutzt werden.

Arbeitgeber können hier sehr penibel darauf bestehen, dass ausschließlich die Wahrheit geschrieben wird. Selbst kleine Unwahrheiten eröffnen Ihnen die Möglichkeit, gegen die Bewertung vorzugehen.

Sonstige rechtliche Schritte

Auch wenn keine unwahren Tatsachen verbreitet werden, gibt es je nach Einzelfall weitere rechtliche Ansatzpunkte:

  • Bei Schmähkritik können Sie die Bewertung wegen Beleidigung oder Verleumdung strafrechtlich verfolgen lassen.
  • Gegen anonyme Bewertungen von angeblichen Mitarbeitern können Sie mit dem Argument vorgehen, dass gar kein Arbeitsverhältnis besteht.
  • Bei einem groben Verstoß gegen die guten Sitten (z.B. extremes „Mobbing“ durch Bewertungen“) kann ein Unterlassungsanspruch gegeben sein.

Fazit

kununu-Bewertungen sind ein zweischneidiges Schwert für Arbeitgeber. Einerseits liefern sie wertvolle Einblicke und können die Arbeitgebermarke stärken. Andererseits besteht das Risiko, dass frustrierte Mitarbeiter dort Interna ausplaudern und dem Ruf schaden.

Die vertragliche Verschwiegenheitspflicht bindet dabei nur den jeweiligen Arbeitnehmer, nicht aber kununu selbst. Als Arbeitgeber stehen Ihnen gegen unzulässige Bewertungen dennoch verschiedene rechtliche Mittel zur Verfügung. Neben dem direkten Vorgehen gegen den Bewerter sind dies insbesondere Unterlassungsansprüche bei unwahren Tatsachenbehauptungen.

Sollten Sie Unterstützung dabei benötigen, rufschädigende Inhalte auf kununu und anderen Plattformen zu entfernen, helfe ich Ihnen sehr gerne weiter. Melden Sie sich einfach in meiner Kanzlei für IT-Recht.

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