Phishing – Geld zurück & Schadensersatz von der Bank: Ihre Möglichkeiten als Opfer eines Phishing-Angriffs

In den letzten Jahren hat die Zahl der Phishing-Angriffe dramatisch zugenommen. Viele Betroffene wissen nicht, dass sie möglicherweise Schadensersatzansprüche gegen ihre Bank haben, insbesondere bei Phishing-Angriffen auf Plattformen wie Bitpanda. In diesem Beitrag erklärt ein spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht, welche Schritte Sie unternehmen sollten, um das verlorene Geld zurückzubekommen und Ihre Ansprüche durchzusetzen. Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie Sie sich nach einem Phishing-Angriff effektiv wehren können.

Was ist Phishing?

Phishing ist der Versuch von Kriminellen, über gefälschte Webseiten, Nachrichten oder E-Mails an vertrauliche Informationen wie Passwörter, Bankdaten oder PINs zu gelangen. Häufig werden Nutzer dazu verleitet, sich auf nachgebauten Internetseiten anzumelden, die den Originalseiten zum Verwechseln ähnlich sind. Das Ziel ist klar: Die Erlangung von Vermögensvorteilen durch betrügerische Methoden.

Erste Schritte bei einem Phishing-Angriff

Sobald Sie den Verdacht haben, Opfer eines Phishing-Angriffs geworden zu sein, sollten Sie sofort handeln:

  1. Bank und Plattform informieren: Melden Sie den Vorfall umgehend Ihrer Bank und der betroffenen Plattform (z.B. Bitpanda). Häufig können unbefugte Überweisungen noch gestoppt werden, wenn schnell reagiert wird.
  2. Zugangsdaten ändern: Ändern Sie sofort alle Zugangsdaten für Ihr Online-Banking und die betroffenen Konten, um weiteren Missbrauch zu verhindern.
  3. Beweise sichern: Bewahren Sie sämtliche verdächtige E-Mails, Nachrichten und Screenshots auf. Diese können später als wichtige Beweise dienen.
  4. Polizei und Rechtsanwalt einschalten: Erstatten Sie eine Anzeige bei der Polizei und beauftragen Sie einen spezialisierten Anwalt. Dieser kann Ihnen helfen, die richtigen Schritte einzuleiten und Ihre Ansprüche gegenüber der Bank geltend zu machen.

Kann ich mein Geld zurückfordern?

In vielen Fällen ist es möglich, das verlorene Geld von der Bank zurückzufordern. Dies hängt jedoch von einigen wichtigen Faktoren ab:

  • Nicht autorisierte Zahlung: Wenn die Überweisung nicht von Ihnen autorisiert wurde und Sie nicht grob fahrlässig gehandelt haben, sind die Chancen auf eine Rückerstattung in der Regel gut. Die Bank ist verpflichtet, den Betrag gemäß § 675u BGB zurückzuerstatten, wenn sie keinen Beweis für Ihre Zustimmung zur Überweisung hat.
  • Keine grobe Fahrlässigkeit: Die Bank muss im Zweifelsfall nachweisen, dass der Kunde grob fahrlässig gehandelt hat. Dies kann etwa der Fall sein, wenn Sie eine TAN an Unbefugte weitergegeben oder keinen aktuellen Virenschutz genutzt haben. Bei einer solchen Nachweisführung kann die Bank die Haftung ablehnen.

Gerichtsurteile zugunsten der Phishing-Opfer

Es gibt mehrere kundenfreundliche Gerichtsurteile, die Phishing-Opfern helfen können, ihre Ansprüche durchzusetzen. Beispielsweise entschied das Landgericht Berlin im Dezember 2023, dass eine Bank die von einem Phishing-Angriff betroffene Zahlung erstatten muss, da keine grob fahrlässige Pflichtverletzung durch den Kunden vorlag. Auch das Landgericht Köln kam in einem ähnlichen Fall zu einem vergleichbaren Urteil, das zugunsten des Opfers ausfiel.

Diese Urteile zeigen, dass es für Banken oft schwierig ist, den notwendigen Beweis zu erbringen, dass ein Kunde grob fahrlässig gehandelt hat. Dies bietet Phishing-Opfern eine gute Grundlage, um Schadensersatzansprüche durchzusetzen.

Diese Rechtsprechung stärkt die Position der Phishing-Opfer:

LG Berlin, Urteil vom 13.12.2023 (Az. 10 O 21/23)

  • Bank muss nicht autorisierte Zahlungen erstatten
  • Keine grobe Fahrlässigkeit bei Eingabe von Kartendaten
  • Nur 50 EUR Selbstbehalt für den Kunden

LG Köln, Urteil vom 5.12.2007 (Az. 9 S 195/07)

  • Kunde muss nur „normale“ Sorgfalt walten lassen
  • Aktuelle Virenschutzsoftware und Firewall reichen aus
  • Keine überzogenen Anforderungen an technisches Verständnis

Haftung der Bank vs. Haftung des Kunden

Die Haftung für finanzielle Verluste nach einem Phishing-Angriff ist stark von den konkreten Umständen des Falls abhängig. Grundsätzlich gilt:

  • Die Bank haftet bei unautorisierten Zahlungsvorgängen, sofern keine grob fahrlässige Handlung des Kunden vorliegt. Dies bedeutet, dass Sie Ihr Geld zurückerhalten sollten, wenn die Zahlung ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung erfolgte.
  • Der Kunde haftet jedoch dann, wenn er zum Beispiel fahrlässig mit sensiblen Daten umgeht, indem er Passwörter oder TANs an Fremde weitergibt oder die Sicherheit seines Endgeräts nicht gewährleistet.

Die Haftung verteilt sich wie folgt:

Die Bank haftet, wenn:

  • Die Zahlung nicht autorisiert war
  • Sie keine starke Kundenauthentifizierung verwendet hat
  • Sie den Missbrauch nicht nachweisen kann

Der Kunde haftet, wenn:

  • Er grob fahrlässig gehandelt hat (Bank muss dies beweisen)
  • Er seine Sorgfaltspflichten vorsätzlich verletzt hat
  • Er in betrügerischer Absicht handelte

Kundenfreundliche Schutzvorschriften im BGB

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) enthält einige Schutzvorschriften, die den Bankkunden zugutekommen. Ein besonders wichtiger Paragraph ist § 675u BGB, der die Haftung des Zahlungsdienstleisters für nicht autorisierte Zahlungsvorgänge regelt. Laut diesem Paragraphen muss die Bank dem Kunden das verlorene Geld unverzüglich erstatten, sofern der Kunde die Zahlung nicht selbst autorisiert hat.

Zusätzlich gibt es § 675v BGB, der sich mit der Haftung des Kunden befasst. Hier ist geregelt, dass die Haftung des Kunden bei missbräuchlicher Nutzung eines Zahlungsinstruments in den meisten Fällen auf maximal 50 Euro beschränkt ist, sofern keine grobe Fahrlässigkeit oder betrügerische Absicht vorliegt.

Tipps zur Vorbeugung von Phishing-Angriffen

Um zukünftige Phishing-Angriffe zu verhindern, sollten einige grundlegende Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden:

  1. Misstrauen bei E-Mails und Nachrichten: Seien Sie vorsichtig bei unerwarteten Nachrichten, die Sie auffordern, auf Links zu klicken oder Daten preiszugeben. Prüfen Sie den Absender und überlegen Sie, ob die Nachricht legitim sein kann.
  2. Keine persönlichen Daten preisgeben: Geben Sie niemals Passwörter oder PINs über E-Mail, SMS oder telefonisch weiter. Banken und seriöse Plattformen fordern solche Informationen niemals auf diesen Wegen an.
  3. Regelmäßige Sicherheitsupdates: Halten Sie Ihre Betriebssysteme und Programme stets auf dem neuesten Stand, und nutzen Sie eine aktuelle Antivirensoftware.
  4. Doppelte Sicherheitsabfragen: Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) bei Bank- und Finanzkonten. Dadurch wird ein zusätzlicher Schutzlayer hinzugefügt, der Angreifer abschrecken kann.

Rechtsschutzversicherung und Phishing

Die Kosten für eine anwaltliche Beratung in Phishing-Fällen werden in vielen Fällen von einer Rechtsschutzversicherung übernommen. Daher sollten Sie bei Ihrer Versicherung nachfragen, ob solche Fälle abgedeckt sind. Ein erfahrener Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche erfolgreich durchzusetzen und die Kommunikation mit der Bank zu übernehmen.

Fazit: Handeln Sie schnell und wehren Sie sich

Phishing ist eine ernstzunehmende Bedrohung, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wenn Ihr Konto bei Bitpanda oder einer anderen Plattform leergeräumt wurde, gibt es jedoch rechtliche Wege, Ihr Geld zurückzufordern. Die Chancen auf Erfolg sind gut, solange keine grob fahrlässigen Handlungen Ihrerseits vorliegen und Sie schnell handeln.

Ein spezialisierter Anwalt kann Sie unterstützen, die notwendigen Beweise zu sichern, Strafanzeige zu erstatten und Ihre Schadensersatzansprüche gegen die Bank geltend zu machen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Kunden, die frühzeitig anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen, häufig bessere Erfolgsaussichten haben.

Wenn Sie unsicher sind oder Fragen zu Ihrem individuellen Fall haben, bietet Rechtsanwalt Dimitrov ein kostenloses Erstgespräch an, um Ihnen die nächsten Schritte aufzuzeigen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern und wehren Sie sich gegen unrechtmäßige Abbuchungen – es lohnt sich, zu kämpfen.



Sie benötigen rechtliche Hilfe bei einem Phishing-Fall?

Schritt 1/2:

Vielen Dank für Ihre Anfrage!

Allerdings ist der Betrag nicht hoch genug, sodass sich eine rechtliche Vertretung für Sie in diesem Fall wirtschaftlich höchstwahrscheinlich nicht lohnen wird. 

Das können Sie dennoch tun:

 



Mussten Sie bereits negative Erfahrungen durch Phishing sammeln? Dann würden Sie auch anderen Betroffenen sehr helfen, wenn Sie das Vorgehen in einem Kommentar beschreiben. Vielen Dank!

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