Rechtliche Grauzonen: Wann eine Kununu-Bewertung die Grenze zur Verleumdung überschreitet

In der heutigen digitalen Welt spielen Online-Bewertungen eine entscheidende Rolle für das Ansehen und den Erfolg von Unternehmen. Plattformen wie kununu ermöglichen es Mitarbeitern und Bewerbern, anonym ihre Erfahrungen mit Arbeitgebern zu teilen. Diese Bewertungen sind für viele Arbeitssuchende ein wichtiges Entscheidungskriterium, um sich ein Bild von potenziellen Arbeitgebern zu machen. Für Unternehmen sind sie eine wertvolle Möglichkeit, Feedback zu erhalten und gegebenenfalls ihre internen Prozesse zu verbessern. Doch was passiert, wenn eine kununu-Bewertung nicht nur negativ, sondern auch potenziell verleumderisch ist? Wann überschreitet eine Bewertung die Grenze zur strafbaren Verleumdung? Dieser Beitrag beleuchtet die rechtlichen Grauzonen und gibt einen Überblick darüber, wie Unternehmen mit solchen Situationen umgehen können.

Die rechtlichen Grundlagen von kununu-Bewertungen

Die Meinungsfreiheit vs. Persönlichkeitsrechte

In Deutschland ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut und durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt. Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern, auch in Form von Online-Bewertungen. Doch dieses Recht ist nicht grenzenlos. Es endet dort, wo die Rechte anderer verletzt werden, insbesondere die Persönlichkeitsrechte von Unternehmen und deren Mitarbeitern. Eine negative Bewertung auf kununu darf daher nicht zur Verletzung dieser Rechte führen.

Der Unterschied zwischen Meinungsäußerung und Tatsachenbehauptung

Im rechtlichen Kontext wird zwischen Meinungsäußerungen und Tatsachenbehauptungen unterschieden. Meinungsäußerungen sind subjektive Wertungen und damit grundsätzlich von der Meinungsfreiheit gedeckt. Beispiel: „Ich finde, das Arbeitsklima in diesem Unternehmen ist schlecht.“ Tatsachenbehauptungen hingegen beziehen sich auf objektiv überprüfbare Ereignisse oder Zustände. Beispiel: „Der Geschäftsführer hat Mitarbeiter beleidigt.“ Während Meinungsäußerungen weitgehend geschützt sind, müssen Tatsachenbehauptungen der Wahrheit entsprechen. Wenn eine unwahre Tatsachenbehauptung aufgestellt wird, kann dies als Verleumdung oder üble Nachrede eingestuft werden.

Üble Nachrede, Verleumdung und Beleidigung

Die Straftatbestände der üblen Nachrede (§ 186 StGB), Verleumdung (§ 187 StGB) und Beleidigung (§ 185 StGB) kommen bei negativen kununu-Bewertungen in Betracht. Üble Nachrede liegt vor, wenn jemand über eine Person oder ein Unternehmen ehrverletzende Tatsachen behauptet, die nicht erweislich wahr sind. Verleumdung geht noch einen Schritt weiter: Hier werden unwahre Tatsachen bewusst und wider besseres Wissen verbreitet. Beleidigung betrifft vor allem ehrenrührige Werturteile und kann ebenfalls strafrechtlich relevant sein.

Wann eine kununu-Bewertung zur Verleumdung wird

Typische Fallstricke bei kununu-Bewertungen

Bei kununu-Bewertungen gibt es einige typische Fallstricke, die zu rechtlichen Problemen führen können. Dazu gehören:

  • Unwahre Behauptungen: Wenn in einer Bewertung falsche Tatsachen behauptet werden, etwa über angebliche Straftaten, Mobbing oder andere schwerwiegende Vorwürfe.
  • Verallgemeinernde und pauschale Aussagen: Auch übertriebene Verallgemeinerungen können problematisch sein, wenn sie den Eindruck erwecken, es handele sich um eine objektive Tatsache.
  • Anonyme Diffamierung: Die Anonymität der Plattform verleitet manche Nutzer dazu, besonders drastische oder ehrverletzende Aussagen zu treffen.

Kriterien für die Beurteilung von Verleumdung

Ob eine Bewertung tatsächlich die Grenze zur Verleumdung überschreitet, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Der Wahrheitsgehalt: Sind die in der Bewertung enthaltenen Tatsachenbehauptungen nachweislich falsch?
  • Die Intention des Bewertenden: Handelte der Verfasser in der Absicht, das Unternehmen oder dessen Mitarbeiter zu schädigen?
  • Der Kontext: In welchem Zusammenhang wurden die Aussagen getätigt? Können sie möglicherweise anders interpretiert werden?

Beispiele aus der Praxis

Ein typisches Beispiel aus der Praxis: Ein ehemaliger Mitarbeiter behauptet in einer kununu-Bewertung, dass im Unternehmen systematisch gegen Arbeitsrecht verstoßen werde und Mitarbeiter diskriminiert würden. Diese Behauptungen sind jedoch unzutreffend und lassen sich durch keine Beweise stützen. In einem solchen Fall könnte die Bewertung als Verleumdung eingestuft werden, da die unwahren Behauptungen dem Unternehmen erheblichen Schaden zufügen könnten.

Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen bei verleumderischen Bewertungen

Den Kontakt zum Bewertenden suchen

Eine der ersten Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen sollten, ist der Versuch, den Kontakt zum Bewertenden herzustellen. Oft lässt sich in einem direkten Gespräch klären, ob die Bewertung auf einem Missverständnis beruht. Viele Plattformen bieten die Möglichkeit, anonym mit dem Verfasser in Kontakt zu treten.

Bewertung melden und entfernen lassen

Plattformen wie kununu bieten Unternehmen die Möglichkeit, verdächtige Bewertungen zu melden. Dabei sollten Unternehmen die Richtlinien der Plattform beachten und eine klare Begründung liefern, warum die Bewertung als verleumderisch angesehen wird. Allerdings ist der Erfolg solcher Meldungen nicht garantiert, da die Plattformen in der Regel ein hohes Maß an Meinungsfreiheit wahren wollen.

Rechtliche Schritte in Erwägung ziehen

Wenn der Kontakt zum Bewertenden und die Meldung bei der Plattform keine Abhilfe schaffen, bleibt als letztes Mittel der Gang vor Gericht. Unternehmen können gegen den Verfasser der Bewertung zivilrechtlich vorgehen und beispielsweise eine Unterlassungsklage anstrengen. In schwerwiegenden Fällen kann auch eine Strafanzeige wegen Verleumdung oder übler Nachrede gestellt werden. Wichtig ist dabei, dass das Unternehmen stichhaltige Beweise für die Unwahrheit der Behauptungen vorlegen kann.

Präventive Maßnahmen: Wie Unternehmen sich schützen können

Die Bedeutung eines guten Arbeitsklimas

Der beste Schutz vor negativen Bewertungen ist ein gutes Arbeitsklima. Zufriedene Mitarbeiter sind weniger geneigt, kritische oder gar verleumderische Bewertungen abzugeben. Unternehmen sollten daher großen Wert auf eine offene und faire Unternehmenskultur legen, in der Kritik konstruktiv geäußert und aufgenommen wird.

Ein professionelles Reputationsmanagement

Ein professionelles Reputationsmanagement hilft Unternehmen, negative Bewertungen frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch, regelmäßig die Bewertungen auf Plattformen wie kununu zu überprüfen und auf kritische Beiträge zeitnah zu antworten. Offene und transparente Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse auszuräumen und das Ansehen des Unternehmens zu wahren.

Schulungen und Workshops für Mitarbeiter

Mitarbeiter sollten geschult werden, wie sie mit Online-Bewertungen umgehen können. Insbesondere Führungskräfte sollten wissen, wie sie auf Kritik reagieren und wie sie potenziell verleumderische Aussagen erkennen können. Workshops und Schulungen zum Thema „Umgang mit negativen Bewertungen“ können hier wertvolle Hilfestellung leisten.

Fazit: Die Balance zwischen Meinungsfreiheit und Schutz vor Verleumdung

kununu-Bewertungen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bieten sie eine wichtige Plattform für Feedback und Transparenz, andererseits können sie bei Missbrauch erheblichen Schaden anrichten. Unternehmen müssen sich der rechtlichen Grauzonen bewusst sein und wissen, wie sie auf verleumderische Bewertungen reagieren können. Mit einer klaren Strategie, präventiven Maßnahmen und gegebenenfalls rechtlicher Unterstützung können Unternehmen ihre Reputation schützen und gleichzeitig eine offene Feedback-Kultur fördern.

Schreiben Sie einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner