Was tut ein Rechtsanwalt gegen Ihre negative Kununu Bewertung?

Negative Bewertungen auf Bewertungsportalen wie Kununu oder ähnlichen Arbeitgeber-Bewertungsseiten sind eine ernstzunehmende Herausforderung, vor allem für Unternehmen und Selbständige, die in der Öffentlichkeit präsent und auf eine gute Reputation angewiesen sind. Wenn Sie als Unternehmen eine schlechte Bewertung erhalten haben, die ungerechtfertigt oder gar rechtswidrig ist, kann dies schwerwiegende Folgen haben: Das Image leidet, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zögern, und die Konkurrenz erhält einen ungerechtfertigten Vorteil. Als Fachanwalt für IT-Recht möchte ich Ihnen in diesem Blogbeitrag erklären, welche juristischen Möglichkeiten es gibt, um negative Bewertungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen.

Warum negative Bewertungen für Unternehmen problematisch sind

Arbeitgeber-Bewertungsportale haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Besonders Kununu ist als eines der größten Bewertungsportale für Arbeitgeber oft der erste Anlaufpunkt für Bewerber, um sich ein Bild über potenzielle Arbeitgeber zu machen. Eine ungerechtfertigte oder böswillige Bewertung kann folglich gravierende Auswirkungen auf Ihr Unternehmen haben:

  • Abschreckung potenzieller Bewerber: Talentierte Fachkräfte könnten durch schlechte Bewertungen abgeschreckt werden.
  • Imageschaden: Negative Eindrücke setzen sich schnell in der Öffentlichkeit fest und schaden dem Ruf.
  • Mögliche finanzielle Verluste: Ein schlechtes Image kann sich auch auf Geschäftspartner oder die Kundenzufriedenheit negativ auswirken.

Es ist daher besonders wichtig, dass Unternehmen mit Bedacht auf solche Bewertungen reagieren und keine voreiligen Schritte unternehmen. Ein unbedachtes Vorgehen kann die Situation leicht verschlimmern.

Rechtsgrundlage: Die Pflicht zur Offenlegung von Klarnamen bei Kununu-Bewertungen

Ein bedeutender Schritt in der Bekämpfung von anonymen, negativen Bewertungen wurde durch ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg im Februar 2024 erreicht. Dieses Urteil verpflichtet Kununu dazu, auf Anfrage die Klarnamen ihrer Nutzer offenzulegen, sofern Zweifel an der Authentizität einer Bewertung bestehen. Das bedeutet, Arbeitgeber haben nun die Möglichkeit, die Echtheit einer Bewertung zu verifizieren und gegebenenfalls juristische Schritte einzuleiten, wenn sich herausstellt, dass der Bewertende keine Verbindung zum Unternehmen hatte.

Ursprung des Gerichtsentscheids

Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg basiert auf einem Fall, in dem eine Arbeitgeberin die Authentizität mehrerer negativer Bewertungen anzweifelte. Sie verlangte, dass Kununu die entsprechenden Einträge entfernt, was zunächst vom Landgericht Hamburg abgelehnt wurde. Das Oberlandesgericht jedoch entschied zugunsten der Arbeitgeberin und stellte fest, dass eine Offenlegung der Klarnamen notwendig sei, um sicherzustellen, dass der Bewertende tatsächlich für das bewertete Unternehmen tätig war.

Dies ist ein bedeutender Fortschritt, denn zuvor schützte Kununu die Anonymität der Bewertenden, was es für Unternehmen schwierig machte, gegen unwahre Bewertungen vorzugehen.

Schritte eines Rechtsanwalts zur Entfernung einer negativen Bewertung

Wenn Sie sich dazu entschließen, gegen eine negative Bewertung vorzugehen, ist der erste Schritt die Einschaltung eines spezialisierten Fachanwalts für IT-Recht. Ein erfahrener Anwalt wird eine juristische Prüfung vornehmen, um die rechtlichen Erfolgsaussichten zu bewerten. Nachfolgend möchte ich Ihnen die wichtigsten Schritte näherbringen, die ein Anwalt in solchen Fällen durchführt.

1. Juristische Prüfung der Bewertung

Der erste Schritt besteht immer in der genauen juristischen Prüfung der Bewertung. Hierbei werden folgende Punkte untersucht:

  • Ist die Bewertung eine Tatsachenbehauptung oder eine Meinungsäußerung? Tatsachenbehauptungen sind nachprüfbare Aussagen und können juristisch angefochten werden, wenn sie unwahr sind.
  • Liegt eine Rechtsverletzung vor? Dies können unwahre Tatsachenbehauptungen sein, aber auch Schmähkritik oder Verstöße gegen den Datenschutz.
  • Sind die genannten Vorwürfe belegbar? Hierbei ist die Zusammenarbeit mit dem betroffenen Unternehmen von großer Bedeutung, da der Anwalt auf eine vollständige und ehrliche Darstellung der Fakten angewiesen ist, um die Bewertung korrekt einzuschätzen.

In dieser Phase ist Ihre Mithilfe besonders wichtig, da der Anwalt die in der Bewertung gemachten Behauptungen mit den von Ihnen gelieferten Informationen abgleicht.

2. Außergerichtliches Vorgehen

Ist nach der Prüfung der Sachlage eine Rechtswidrigkeit erkennbar, wird der Anwalt zunächst versuchen, die Angelegenheit außergerichtlich zu klären. Ein außergerichtliches Vorgehen gegen Kununu umfasst in der Regel das Versenden eines anwaltlichen Schreibens mit einem fundierten Löschungsanspruch.

In diesem Schreiben wird Kununu oder das entsprechende Bewertungsportal darauf hingewiesen, dass die Bewertung rechtliche Verstöße beinhaltet, und es wird die Entfernung der betreffenden Inhalte gefordert.

3. Gerichtliche Schritte

Sollte Kununu oder das Bewertungsportal nicht kooperativ sein und die Bewertung nicht entfernen, kann es notwendig sein, den Fall gerichtlich zu klären. Hierbei ist zu beachten, dass die Beweislast bei den Bewertungsportalen liegt. Das heißt, Kununu muss beweisen, dass die in der Bewertung enthaltenen Behauptungen wahr sind. In vielen Fällen können die Portale dies nicht ausreichend belegen, was die Chancen auf eine erfolgreiche gerichtliche Klärung erhöht.

Wichtig ist hierbei, dass auch Sie als Unternehmen beweistechnisch gut aufgestellt sind. Dies können interne E-Mails oder Zeugenaussagen sein, die den Wahrheits- oder Unwahrheitsgehalt der Aussagen belegen können.

Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg und die Reaktion von Kununu

Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg hat Wellen geschlagen und für viel Diskussion gesorgt. Kununu hat in einer offiziellen Stellungnahme erklärt, dass es die Entscheidung in einem Hauptverfahren überprüfen lassen möchte, da die Offenlegung der Klarnamen ihrer Nutzer im Widerspruch zur etablierten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) steht. Der BGH hat wiederholt klargestellt, dass anonyme Bewertungen rechtlich zulässig sind, solange sie auf anonymisierte Nachweise zurückgreifen können.

Kununu betont weiterhin, dass es die Anonymität seiner Nutzer schützen möchte und sich durch den aktuellen Gerichtsbeschluss nicht veranlasst sieht, Klarnamen preiszugeben. Dies führt dazu, dass Unternehmen weiterhin Schwierigkeiten haben, die Authentizität von Bewertungen überprüfen zu lassen, obwohl es nun zumindest die Option gibt, über gerichtliche Wege eine Offenlegung der Identität zu erzwingen.

Welche Bewertungen sind rechtswidrig und können angefochten werden?

Nicht jede negative Bewertung ist automatisch rechtswidrig oder angreifbar. Es gibt klare Kriterien, anhand derer entschieden wird, ob eine Bewertung juristisch entfernt werden kann:

  • Unwahre Tatsachenbehauptungen: Dies sind Behauptungen, die nachweislich falsch sind und daher einen Löschungsanspruch begründen.
  • Schmähkritik: Dabei handelt es sich um Übertreibungen und beleidigende Aussagen, die keine sachliche Auseinandersetzung mit dem Unternehmen darstellen, sondern nur das Ziel haben, den Ruf zu schädigen.
  • Verstöße gegen den Datenschutz: Wenn sensible Informationen des Unternehmens oder der Arbeitnehmer ohne deren Zustimmung veröffentlicht werden.

Ein spezialisierter Rechtsanwalt wird die Bewertung immer im Hinblick auf diese Aspekte überprüfen und dann entscheiden, welche Schritte unternommen werden können.

Risiken und Chancen einer gerichtlichen Klärung

Auch wenn es verlockend klingt, eine ungerechtfertigte Bewertung durch ein Gericht entfernen zu lassen, sollte man sich über die Risiken im Klaren sein. Ein Gerichtsprozess kann langwierig und kostenintensiv sein. Zudem besteht das Risiko, dass das Gericht zugunsten des Bewertungsportals entscheidet, falls der Nachweis einer Rechtswidrigkeit nicht erbracht werden kann.

In meiner Beratungspraxis hat sich jedoch gezeigt, dass die meisten Bewertungen außergerichtlich erfolgreich entfernt werden können, wenn ein fundierter Löschungsanspruch vorliegt und Kununu zur Kooperation bereit ist. Eine gerichtliche Klärung ist daher nur in Ausnahmefällen notwendig.

Fazit: Was sollten Unternehmen tun?

Der Umgang mit negativen Bewertungen auf Kununu oder anderen Portalen erfordert ein strategisches und bedachtes Vorgehen. Wenden Sie sich an einen erfahrenen Fachanwalt für IT-Recht, der die Bewertung für Sie prüft und gegebenenfalls juristische Schritte einleitet. Eine fundierte anwaltliche Prüfung hilft Ihnen nicht nur, Ihre Reputation zu schützen, sondern vermeidet auch rechtliche Stolperfallen, die durch ein unbedachtes Vorgehen entstehen könnten.

Durch die aktuelle Rechtslage, insbesondere das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg, bestehen nun neue Möglichkeiten für Unternehmen, gegen ungerechtfertigte Bewertungen vorzugehen. Der Weg über die Offenlegung der Klarnamen ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass Bewertungen authentisch sind und auf echten Erfahrungen basieren.

Zögern Sie daher nicht, negative Bewertungen ernst zu nehmen und fachanwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Risiko eines dauerhaften Imageschadens ist einfach zu hoch, um solche Angelegenheiten zu ignorieren oder selbst zu versuchen, die Bewertungen zu entfernen.

Wenn Sie Unterstützung benötigen, können Sie mich gerne kontaktieren. Ich prüfe Ihren Fall und zeige Ihnen die besten Handlungsoptionen auf. Der Schutz Ihrer Reputation ist meine Mission.

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