Die kununu-Richtlinien: Was Arbeitgeber und Arbeitnehmer wissen müssen

In der digitalen Arbeitswelt hat sich kununu als eine wichtige Plattformen für Arbeitgeberbewertungen etabliert. Die Bedeutung von Online-Reputation wächst stetig, weshalb es für alle Beteiligten essentiell ist, die Richtlinien der Plattform genau zu kennen und zu verstehen. Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte der kununu-Richtlinien und erklärt deren praktische Bedeutung für den Arbeitsalltag.

Grundlegende Prinzipien der Bewertungsplattform

Die Glaubwürdigkeit einer Bewertungsplattform steht und fällt mit der Qualität ihrer Bewertungen. Kununu hat dies erkannt und klare Regeln aufgestellt, die sicherstellen sollen, dass nur authentische Erfahrungsberichte veröffentlicht werden. Das fundamentale Prinzip dabei ist die Ehrlichkeit – jede Bewertung muss auf tatsächlichen, persönlichen Erfahrungen basieren. Dies bedeutet konkret, dass ausschließlich Menschen eine Bewertung abgeben dürfen, die tatsächlich in einem Beschäftigungsverhältnis mit dem jeweiligen Unternehmen stehen oder standen, oder sich dort beworben haben.

Die Bedeutung der Authentifizierung

Um die Echtheit der Bewertungen sicherzustellen, hat kununu nach eigenen Aussagen verschiedene Kontrollmechanismen implementiert. Ein wesentlicher Bestandteil ist die verpflichtende Angabe einer gültigen E-Mail-Adresse. Diese dient nicht nur der Verifizierung der Identität, sondern ermöglicht es den Verfassern auch, ihre Bewertungen zu einem späteren Zeitpunkt zu bearbeiten oder zu aktualisieren. Zudem kann kununu bei Bedarf Kontakt aufnehmen, falls Rückfragen zu einer Bewertung entstehen sollten.

Allerdings reicht dies aus meiner Sicht nicht, die Echtheit von Bewertungen zu prüfen. E-Mail-Adresse können gefälscht werden, beispielsweise durch die Nutzung von „Einmal-Mailadressen“ oder sogenannte „Wegwerf-Mailadressen“.

Zeitliche Strukturierung von Bewertungen

Die Plattform hat ein System entwickelt, das die Häufigkeit von Bewertungen reguliert. Aktuelle Mitarbeiter haben die Möglichkeit, alle zwölf Monate eine neue Bewertung für ihren Arbeitgeber zu verfassen. Diese Regelung trägt der Tatsache Rechnung, dass sich Arbeitsbedingungen und die persönliche Wahrnehmung des Arbeitsumfelds im Laufe der Zeit verändern können. Ehemalige Mitarbeiter hingegen dürfen eine einmalige Bewertung nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses abgeben. Diese Beschränkung verhindert nach Auffassung von kununu eine mögliche Verzerrung des Gesamtbildes durch gehäufte Einzelmeinungen.

Der Bewerbungsprozess im Fokus

Aufmerksamkeit widmet kununu auch dem Bewerbungsprozess. Bewerber haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen während des Bewerbungsverfahrens zu teilen. Diese Bewertungen sind besonders für andere Jobsuchende interessant, da sie einen Einblick in die Rekrutierungspraktiken des Unternehmens gewähren. Pro Bewerbungsverfahren ist eine Bewertung zulässig, die bei Bedarf aktualisiert werden kann, wenn sich im Verlauf des Prozesses neue Erkenntnisse ergeben.

Qualitative Anforderungen an Bewertungsinhalte

Konkrete inhaltlichen Anforderungen an Bewertungen gibt es seitens von Kununu nicht. Es wäre zwar wünschenswert, wenn die Beiträge sachlich und konstruktiv bleiben. Die Praxis ist leider nicht so. Persönliche Erfahrungen werden vielfach mit geschäftsschädigenden Äußerungen oder abwertenden Darstellungen verknüpft.

Kununu formuliert zwar den Wunsch, dass Erfahrungen in einem professionellen Kontext geschildert werden sollen. Durchgesetzt wird dieser Wunsch aber nicht. Ein Fokus der Bewertungen soll auf arbeitsrelevante Aspekten liegen, wie etwa den Arbeitsbedingungen, der Unternehmenskultur oder den Entwicklungsmöglichkeiten. Dabei ist es für Kununu wichtig, dass keine persönlichen Informationen über andere Mitarbeiter oder Führungskräfte preisgegeben werden.

Die Grenze zwischen Meinung und Fakten

Ein besonders wichtiger Aspekt der kununu-Richtlinien betrifft die Unterscheidung zwischen subjektiven Einschätzungen und objektiven Tatsachenbehauptungen. Während persönliche Meinungen und Eindrücke grundsätzlich willkommen sind, müssen faktische Aussagen auch belegbar sein. Wenn beispielsweise ein Mitarbeiter seine Unzufriedenheit mit dem Gehalt ausdrückt, ist dies als subjektive Meinung zulässig. Behauptet er jedoch, das Unternehmen zahle unter dem gesetzlichen Mindestlohn, muss diese Aussage im Zweifel nachweisbar sein.

Faire Bewertungskultur schaffen

Die Richtlinien von kununu zielen darauf ab, eine ausgewogene und faire Bewertungskultur zu etablieren. Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter durchaus dazu einladen, Bewertungen zu verfassen. Dies muss jedoch auf freiwilliger Basis geschehen und darf nicht mit Druck oder Zwang verbunden sein. Besonders wichtig ist dabei, dass keine selektive Auswahl bestimmter Mitarbeitergruppen erfolgt. Die Aufforderung zur Bewertungsabgabe muss neutral erfolgen und darf nicht an Bedingungen oder Vorteile geknüpft sein.

Manipulation und ihre Konsequenzen

Kununu geht aktiv gegen Versuche vor, das Bewertungssystem zu manipulieren. Unternehmen dürfen keine Anreize für positive Bewertungen schaffen oder versuchen, den Bewertungsinhalt zu beeinflussen. Die Plattform hat verschiedene Mechanismen implementiert, um verdächtige Bewertungsmuster zu erkennen. Bei Verstößen gegen die Richtlinien können Warnhinweise auf dem Unternehmensprofil erscheinen, was sich negativ auf die Außenwirkung des Unternehmens auswirken kann.

Der rechtliche Rahmen

Die Rechtsprechung hat die Bedeutung von Arbeitgeberbewertungsplattformen mehrfach bestätigt. Dabei wurde insbesondere die Balance zwischen dem Recht auf anonyme Meinungsäußerung und dem Schutz vor ungerechtfertigter Kritik thematisiert. Das Oberlandesgericht Hamburg hat in diesem Zusammenhang entschieden, dass kununu unter bestimmten Umständen die Identität von Bewertenden offenlegen muss, wenn berechtigte Zweifel an der Echtheit einer Bewertung bestehen.

Konstruktiver Umgang mit Kritik

Ein wesentlicher Aspekt der kununu-Richtlinien betrifft den Umgang mit kritischen Bewertungen. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, auf Bewertungen zu reagieren und ihre Sicht der Dinge darzustellen. Dabei ist es wichtig, sachlich und konstruktiv zu bleiben. Eine professionelle Reaktion auf Kritik kann sogar das Image eines Unternehmens stärken, da sie Dialogbereitschaft und Entwicklungswillen demonstriert.

Bedeutung für die Unternehmenskultur

Die kununu-Richtlinien haben auch Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. Sie fördern Transparenz und offenen Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Unternehmen sind gut beraten, die Bewertungsplattform als Chance zur Weiterentwicklung zu begreifen und das Feedback ihrer Mitarbeiter ernst zu nehmen.

Klare Grenzen bei Bewertungsaufrufen

Die kununu-Richtlinien definieren präzise, welche Praktiken bei der Generierung von Bewertungen zulässig sind und welche nicht. Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter grundsätzlich dazu einladen, eine Bewertung zu verfassen. Dies kann beispielsweise im Rahmen eines Firmenmeetings, über den unternehmensinternen Newsletter oder das Intranet geschehen. Auch die Verwendung von kununu-eigenen Materialien und digitalen Vorlagen ist ausdrücklich erlaubt.

Strikt untersagt ist hingegen jegliche Form der Bezahlung für Bewertungen. Dies gilt auch für indirekte Vergünstigungen wie Gutscheine oder andere Vorteile, die an die Abgabe einer Bewertung geknüpft sind. Besonders problematisch ist es, wenn solche Vorteile die Anonymität der bewertenden Person gefährden würden. Ein klassisches Beispiel wäre das Versprechen eines Gutscheins für Mitarbeiter, die die Überschrift ihrer Bewertung dem Arbeitgeber mitteilen.

Verbot der gezielten Beeinflussung

Jegliche Versuche, den Inhalt oder den Score einer Bewertung zu beeinflussen, sind streng verboten. Arbeitgeber dürfen ihre Mitarbeiter nicht dazu auffordern, positive Bewertungen zu schreiben oder negative Aspekte zu verschweigen. Auch die gezielte Selektion bestimmter Mitarbeitergruppen für Bewertungsaufrufe ist nicht gestattet. Dies bedeutet, dass es nicht erlaubt ist, ausschließlich zufriedene Mitarbeiter oder nur bestimmte Abteilungen um Bewertungen zu bitten.

Besonders kritisch sieht kununu das gezielte Timing von Bewertungsaufrufen. So ist es beispielsweise unzulässig, Mitarbeiter gezielt nach einer Gehaltserhöhung oder anderen positiven Ereignissen um eine Bewertung zu bitten. Ebenso wenig darf Druck auf Mitarbeiter ausgeübt werden, bestehende Bewertungen zu ändern oder zu löschen.

Was sagt kununu in den Richtlinien wörtlich?

Kununu selbst für zu den Richtlinien folgende Verbote auf:

  • Es ist nicht erlaubt, persönliche Informationen von anderen Personen (z. B. Namen, sexuelle Orientierung etc.), Werbung oder Spam zu veröffentlichen. Bewertungen dürfen zudem keine Links enthalten.
  • Schmähkritik und Beleidigungen sind nicht gestattet. Darunter fallen Schimpfwörter sowie Aussagen ohne beruflichen Kontext, die nur auf Herabwürdigung abzielen.

Nicht erlaubt ist:

  • Bezahlen für Bewertungen
  • Anbieten von Vorteilen für das Schreiben einer Bewertung, wenn dadurch die Anonymität der bewertenden Person aufgehoben wird
      • z. B. Gutscheine an Mitarbeiter:innen vergeben, wenn diese die Überschrift ihrer Bewertung bekanntgeben 
  • Beeinflussen des Inhalts und/oder Scores einer Bewertung
      • z. B. Aufforderungen eine positive Bewertung zu schreiben 
  • Gezieltes Selektieren einzelner Mitarbeiter:innen/Mitarbeiter:innengruppen
      • z. B. ausschließlich einzelne Abteilungen zu Bewertungen auffordern
      • z. B. ausschließlich Mitarbeiter:innen nach einer Gehaltserhöhung/anderweitigen positiven Erfahrung zu einer Bewertung aufzufordern                        
  • Ausüben von Druck auf Mitarbeiter:innen, Bewertungen zu schreiben, zu ändern oder zu löschen

Schutz der Anonymität und persönlicher Daten

Die Richtlinien legen großen Wert auf den Schutz persönlicher Informationen. In Bewertungen dürfen keine Namen, Details zur sexuellen Orientierung oder andere private Informationen von Mitarbeitern oder Führungskräften genannt werden. Auch die Integration von Links oder werblichen Inhalten ist nicht gestattet. Diese Regel gilt sowohl für die Bewertungen selbst als auch für die Arbeitgeberkommentare.

Umgang mit kritischen Äußerungen

Kununu unterscheidet klar zwischen legitimer Kritik und unzulässiger Schmähkritik. Während konstruktive Kritik an Arbeitsbedingungen, Prozessen oder Unternehmensstrukturen ausdrücklich erlaubt ist, werden Beleidigungen und Schmähungen nicht toleriert. Als Schmähkritik gelten dabei insbesondere Schimpfwörter sowie Aussagen ohne beruflichen Kontext, die ausschließlich auf die Herabwürdigung von Personen oder des Unternehmens abzielen.

Verifizierung von Tatsachenbehauptungen

Bei der Bewertung unterscheidet kununu zwischen Meinungsäußerungen und Tatsachenbehauptungen. Während Meinungen wie „Ich finde das Arbeitsklima verbesserungswürdig“ grundsätzlich zulässig sind, müssen Tatsachenbehauptungen wie „Das Unternehmen zahlt unter Mindestlohn“ im Zweifelsfall belegt werden können. In solchen Fällen behält sich kununu das Recht vor, weitere Informationen oder Nachweise anzufordern.

Konsequenzen bei Regelverstößen

Kununu geht Hinweisen auf Missbrauch konsequent nach. Bei Verdachtsfällen werden alle Bewertungen eines Arbeitgebers einer detaillierten Prüfung unterzogen. Ergeben sich dabei Anhaltspunkte für systematische Verstöße gegen die Richtlinien, kann dies zu verschiedenen Konsequenzen führen. Die Plattform behält sich vor, entsprechende Warnhinweise auf dem betroffenen Unternehmensprofil zu platzieren. Dies kann sich erheblich auf die Außenwahrnehmung des Unternehmens auswirken.

Rechtliche Durchsetzbarkeit

Die Erfahrung zeigt, dass die kununu-Richtlinien auch einer rechtlichen Überprüfung standhalten. Gerichte haben in verschiedenen Entscheidungen die Bedeutung von transparenten Bewertungsrichtlinien betont. Dabei wurde insbesondere hervorgehoben, dass die Balance zwischen dem Recht auf anonyme Meinungsäußerung einerseits und dem Schutz vor ungerechtfertigter Kritik andererseits gewahrt werden muss.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Für Unternehmen ist es essentiell, die kununu-Richtlinien genau zu kennen und zu befolgen. Ein proaktiver und regelkonformer Umgang mit der Plattform kann wesentlich zur positiven Entwicklung der Arbeitgebermarke beitragen. Statt zu versuchen, das Bewertungssystem zu manipulieren, sollten Unternehmen die erhaltenen Bewertungen als wertvolles Feedback nutzen und konstruktiv damit umgehen. Die Etablierung einer offenen Feedback-Kultur und die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind der beste Weg zu authentisch positiven Bewertungen.

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